50 Jahre Gebietsreform im Saarland: Rehlingen-Siersburg

Rehlingen-Siersburg: Der schwere Weg der Namensfindung

50 Jahre Gebietsreform im Saarland

Reporter: Florian Decker/Onlinefassung: Dagmar Scherer   02.01.2024 | 12:15 Uhr

Rehlingen-Siersburg - eine Gemeinde, die aus zwei ziemlich gleich großen und gleich wichtigen Orten zusammengesetzt wurde. Und in Rehlingen-Siersburg gab es einen richtigen Kampf um den Gemeindenamen. Involviert waren dabei nicht nur die Bürger, sondern auch mysteriöse Kräfte im Landtag.

Dass Rehlingen-Siersburg heute Rehlingen-Siersburg heißt, war eine schwere Geburt. Denn „Doppelnamen“ wollte die Landesregierung damals eigentlich gar nicht haben. Doch die Rehlinger und die Siersburger können sich 1973 nicht einigen: Soll die neue Gemeinde jetzt Rehlingen oder Siersburg heißen?

Ferdinand Kappenberg ist Heimatforscher in Rehlingen. Die beiden Ortsteile seien sich nicht grün gewesen, sagt er. Und das reiche weit zurück in der Geschichte der beiden Orte.

Beide Seiten hatten auch ihre Argumente, erinnert sich Rita Waschbüsch, damals CDU-Landtagsabgeordnete. „Die Siersburger haben gesagt: Wir sind historisch bedeutsamer. Die Rehlinger haben gesagt: Wir sind aber wirtschaftlich bedeutsamer und haben die bessere Verkehrsanbindung."

Eine Nacht- und Nebelaktion

Da keine Einigung zu erzielen war, musste letzten Endes die Landesregierung ein Machtwort sprechen. Die Regierungsfraktion von der CDU im Landtag einigt sich auf „Siersburg“ als neuen Namen für die Gemeinde. Doch kurz vor der entscheidenden Abstimmung gab es eine Änderung - quasi in einer Nacht- und Nebelaktion.

Jemand machte aus „Siersburg“ in der Gesetzesvorlage ein „Rehlingen“. Und plötzlich hieß die neue Gemeinde „Rehlingen“. Ein Aufschrei ging durch Siersburg, erinnert sich Innenminister Reinhold Jost (SPD), der lange Zeit Ortsvorsteher von Siersburg war. „Das hat bei den einen zu großer Freude und, wenn man so will, Genugtuung geführt. Und bei den anderen zu einer massiven Verletzung des Ehrgefühls." Er könne sich noch gut daran erinnern, dass es infolge massive Protestveranstaltungen gegeben habe.

Zwölf Jahre bis zum Kompromiss

Erst zwölf Jahre später wird der Streit dann beigelegt. Eine eigens eingesetzte Schlichtungskommission stellt ihren Vorschlag vor. Die Gemeinde bekommt einen Doppelnamen: Rehlingen-Siersburg. Es sollte aber noch eine Weile dauern, bis die Gräben zwischen den beiden Dörfern überwunden waren.


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