Das Logo der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall, IGM) spiegelt sich im Schutzschild am Helm eines Stahlarbeiters (Foto: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth)

IG Metall im Saarland offen für Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich

Lars Ohlinger   25.03.2024 | 19:33 Uhr

Die IG Metall zeigt sich im Saarland aufgeschlossen für Unternehmensmodelle mit verkürzter Arbeitszeit. Im Jahrespressegespräch der Gewerkschaft in Saarbrücken wurde aber klar, dass derzeit bei vielen Autozulieferern die Sicherung von Arbeitsplätzen und der Bezahlung im Vordergrund steht.

Das von den Linken vorgeschlagene Arbeitszeitmodell einer 32-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich sieht die IG Metall im Saarland grundsätzlich positiv. Dadurch könne die Attraktivität der Arbeitgeber gesteigert werden. Vorrangig gehe es der IG Metall aber darum, die Entgelte der Mitglieder zu sichern.

Die Linke hatte am Montag ein Konzept für eine generelle Vier-Tage-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich vorgestellt. Nach Ansicht der Partei muss der öffentliche Dienst dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Demnach sei eine schrittweise Reduzierung auf 32 Stunden pro Woche denkbar. Die Bundesregierung könne damit einen Standard auf dem Arbeitsmarkt schaffen, an dem sich auch die private Konkurrenz orientieren müsse. 

Video [aktueller bericht, 25.03.2024, Länge: 2:48 Min.]
Vier-Tage Woche löst gemischte Reaktionen im Saarland aus

IG Metall befürchtet Jobabbau im Saarland

Die IG Metall befürchtet allerdings, dass bei der Umgestaltung der Industrie in allen vier IG-Metall-Bezirken im Saarland Arbeitsplätze abgebaut werden. Sie fordert vom Management der Unternehmen sichere Zukunftspläne. "Was uns in der Tat fehlt ist, dass die Unternehmen klare Bekenntnisse zum Standort Deutschland betreiben", sagt Patrick Selzer, der 1. Bevollmächtigte in Saarbrücken und auch Mitglied im Bundesvorstand der Gewerkschaft ist.

Das betreffe besonders auch ZF in Saarbrücken. Der Standort und viele Arbeitsplätze seien in Gefahr. Zwar laufe es derzeit noch sehr gut, aber es bereite Sorgen, dass Geschäftsleitungen eine spürbare Skepsis gegenüber Deutschland zeigten. "Aus meiner Sicht ist ZF kein Sonderfall, sondern wir erleben es bei Konzernstrukturen, dass man momentan immer gerne mit dem Ausland liebäugelt."

Wer den Produktionsstandort Deutschland schlecht rede, setze auch die Motivation der Beschäftigten aufs Spiel, meint die IG Metall. Das Saarland sei als Standort eigentlich attraktiv.

Video [aktueller bericht, 25.03.2024, Länge: 2:42 Min.]
IG Metall signalisiert Bereitschaft für Vier-Tage Woche

Mitgliederrückgang bei IG Metall im Saarland

Im Saarland hat die IG Metall derzeit 63.000 Mitglieder. Das ist ein Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Dies sei aber mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und der Schließung von Unternehmen zu erklären, so Selzer.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 25.03.2024 berichtet.


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