Sanitäter vom Deutschen Roten Kreuz vor einem Krankenwagen (Foto: IMAGO / Bihlmayerfotografie)

Ärger um DRK-Rettungswache in Homburg

Thomas Gerber   19.03.2024 | 13:42 Uhr

Der Streit um die zukünftige Trägerschaft der DRK-Rettungswache Homburg-Bexbach spitzt sich offenbar weiter zu. Während der DRK-Landesverband die Wache zukünftig in einer Bietergemeinschaft mit der Johanniter Unfallhilfe betreiben will, wird dies von der Mehrzahl der rund 80 Mitarbeiter strikt abgelehnt. Am Dienstag gab es zahlreiche Krankmeldungen.

Am Dienstagmorgen war der Rettungsdienst in Homburg vorübergehend nur eingeschränkt gewährleistet. Der Rettungszweckverband musste für etwa zwei Stunden Ersatzfahrzeuge nach Homburg schicken. DRK-Landesgeschäftsführer Christian Groß spricht von einer "nicht ungewöhnlichen Krankmeldesituation", über deren Ursachen er nicht spekulieren wolle.

Angst vor Teamspaltung

Insider berichten demgegenüber, dass sich am Dienstagmorgen rund zehn Sanitäter plötzlich krank gemeldet hätten, nur eines der vier Rettungsfahrzeuge sei zunächst einsatzbereit gewesen.

Das Ganze sei eine Reaktion auf ein Schreiben von Montag gewesen. Darin halte der Landesgeschäftsführer an der Bietergemeinschaft mit den Johannitern fest, was zur Eskalation geführt habe. Denn es werde weiter befürchtet, dass das funktionierende Team von Homburg-Bexbach gespalten werde.

DRK-Kollegen würden vermutlich durch Johanniter ersetzt, müssten an andere Standorte wechseln, was viele nicht mitmachen wollten. Ihrem Unmut über die Pläne hatten die DRKler jüngst in einem Brandbrief auch an die Politik Luft gemacht.

Aufträge im mittleren zweistelligen Millionenbereich

Darin war zudem von Absprachen unter den Hilfsorganisationen die Rede, die sich im laufenden Vergabeverfahren den Kuchen für die 35 Rettungswachen landesweit bereits aufgeteilt hätten.

Dem Rettungszwecksverband ZRF, der den Betrieb der Wachen neu ausgeschrieben hat, ist ebenso wie dem Innenministerium über solche Absprachen nichts bekannt. Auch die Johanniter und das DRK weisen den Vorwurf der Absprachen strikt zurück. Bietergemeinschaften wie die jetzt in Homburg-Bexbach geplante seien laut saarländischem Rettungsgesetz ausdrücklich erlaubt. Zu dem aktuellen Vergabeverfahren selbst wollten sich die beiden Organisationen auf SR-Anfrage nicht äußern.

Abgabefrist für Bewerbungen für die in 15 Lose aufgeteilten saarländischen Rettungswachen ist Freitag dieser Woche. Insgesamt geht es dabei laut ZRF um ein Auftragsvolumen im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau am 19.03.2024 berichtet.


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